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Spritpreis: Benzin, Diesel, CO2-Abgabe, Steuern, Spritkosten, Ölpreis

Neuer Anstieg zum Jahresbeginn – Dieselpreis auf Allzeithoch




Schlechter Start ins neue Jahr: Die Spritpreise in Deutschlandsind laut ADAC in der ersten Januarwoche 2022 um 3,5 Cent gestiegen. Mehr noch: Der Tarif für Diesel kletterte am 10. Januar auf ein Allzeithoch von 1,584 Euro im Bundesdurchschnitt – 1,5 Cent mehr als bei der bisherigen Rekordmarke im November 2021. Fünf Tage zuvor kostete der Liter bereits 1,562 Euro. Der Preis für einen Liter Super E10 lag am 5. Januar im bundesweiten Mittel bei 1,648 Euro. Zum Anstieg trug auch die Erhöhung des CO2-Preises im Jahr 2022 bei, die Benzin um 1,4 Cent und Diesel um 1,5 Cent pro Liter teurer machte.


Zuvor hatte es im Dezember 2021 für Autofahrer eine Verschnaufpause in Sachen Spritpreisanstieg gegeben. Nach Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes clever-tanken.de (gehört zur AUTO BILD-Gruppe) kostete der Liter Super E10 im Monatsschnitt rund 1,6115 Euro und der Liter Diesel 1,5259 Euro. Das waren pro Liter rund 7 Cent bzw. 4 Cent weniger als noch im November. Vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 kosteten 386,76 Euro. Das waren rund 17,83 Euro weniger als im Vormonat, aber rund 91,54 Euro mehr als im Vorjahresmonat. Dieselbe Menge Diesel kostete im Dezember 2021 rund 366,22 Euro – und damit etwa 9,46 Euro weniger als im Vormonat, aber rund 100,46 Euro mehr als im Dezember 2020. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die wegen des Coronavirus gesunkene Nachfrage im ersten Pandemie-Jahr 2020 zu Niedrigpreisen an den Tankstellen geführt hatte.

Endlich ein bisschen Erholung, werden viele Tankkunden gedacht haben. Denn die Jahresbilanz 2021 beim Tanken ist aus Autofahrersicht verheerend: So kostete Super E10 zum Jahresende satte 38 Cent pro Liter mehr als im Dezember 2020, bei Diesel belief sich der Anstieg auf 42 Cent. Günstigster Monat war bei beiden Kraftstoffsorten der Januar, am teuersten war Sprit jeweils im November. Die günstigste Tankstadt 2021 war Bonn (Super E10: 1,5006 Euro; Diesel: 1,3627 Euro). Am meisten zahlten Autofahrer nur knapp 60 Kilometer Luftlinie entfernt in Wuppertal (Super E10: 1,5451 Euro; Diesel: 1,4017 Euro).


Aber warum war 2021 so ein schlechtes Tankjahr? "Haupttreiber der Kraftstoffpreise war die steigende Nachfrage nach Rohöl im Zuge der wiedererstarkten Weltwirtschaft nach dem Lockdown-Jahr 2020. Zusätzlich haben sich die Einführung des nationalen CO2-Preises für Verkehr und Heizen sowie die Anhebung der Mehrwertsteuer auf den Vor-Corona-Satz von 19 Prozent spürbar auf die Preise an den Zapfsäulen ausgewirkt", erläutert Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von clever-tanken.de.

Corona-Variante Omikron hat Lenkwirkung

Und warum sanken die Spritpreise zum Jahresende wieder? Steffen Bock: "Dass sie im Dezember so deutlich gefallen sind, liegt vor allem an Omikron, der neuen, besonders ansteckenden Variante des Coronavirus. Sie hat die Ölpreise bis Ende des Monats immer wieder unter Druck gesetzt. Denn Anleger dämpften ihre Nachfrage aus Sorge über die wirtschaftlichen Auswirkungen und den damit verbundenen verschärften Gegenmaßnahmen in vielen Ländern."


Und wie geht es im neuen Jahr weiter? Durch die Erhöhung der CO2-Abgabe wurden wie erwähnt am 1. Januar 2022 Benzin um 1,4 Cent und Diesel um 1,5 Cent pro Liter teurer. Im Gegenzug wurde die Pendlerpauschale von 30 auf 35 Cent pro Kilometer angehoben, allerdings erst ab dem 21. Kilometer. Geringverdiener mit einem Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags bekommen nun ebenfalls ab dem 21. Kilometer eine Mobilitätsprämie von 4,9 Cent/km, wenn mit den Fahrtkosten der Arbeitnehmer-Pauschbetrag überschritten wird. Ansonsten gleiche eine Prognose für den Spritpreis 2022 dem berühmten Blick in die Glaskugel, so clever-tanken.de-Experte Steffen Bock: "Es hängt viel von Corona und der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft ab. Im Moment sind die Ölpreismeldungen sehr unterschiedlich. Ich erwarte beim Benzinpreis eine Seitwärts- bis leichte Aufwärtsbewegung. Große Sprünge nach oben oder unten sind nicht in Sicht", so Bock.

Allein durch die kletternde CO2-Abgabe könnte der Benzinpreis pro Liter laut einer Prognos-Studie bis 2030 auf bis zu 2,50 Euro klettern, der Dieseltarif gar auf 2,64 Euro, so die jüngsten Berechnungen im Auftrag der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E, Transport & Umwelt). Denn bei einer reinen CO2-Preis-basierten Marktlösung wäre es nötig, diesen auf 450 Euro pro Tonne anzuheben.


Alternativ würden sich andere Maßnahmen wie beispielsweise ein Preisaufschlag beim Kauf eines Autos mit Verbrennungsmotors mäßigend auf die Kraftstoffpreise auswirken. Somit könnte der Preisanstieg laut den Berechnungen auf 1,90 Euro für Benzin und 1,96 Euro für Diesel begrenzt werden. Käufer von Autos mit hohem CO2-Ausstoß könnten mit einem Aufschlag die Kaufprämien für E-Autos finanzieren, argumentiert T&E. Die Organisation bringt daher neben dem steigenden CO2-Preis auch das Abschaffen einer günstigen Dienstwagenbesteuerung für Verbrenner ins Gespräch. Daneben plädiert sie für ein Bonus-Malus-System beim Kauf von Autos. Dem Verkehrssektor wird beim Bekämpfen des Klimawandels besondere Bedeutung beigemessen. Bis 2030 muss er laut Klimagesetz seine Emissionen praktisch halbieren.


Ein großer Teil des Spritpreises sind Steuern und Abgaben. Die Energie- bzw. Mineralölsteuer macht bei Superbenzin 65,45 Cent pro Liter aus, bei Diesel sind es 47,07 Cent. Theoretisch müsste Diesel also stets knapp 19 Cent günstiger sein. Weil die Preise im Großhandel aber schwanken, sieht es in der Realität an der Tankstelle oft anders aus. Laut clever-tanken.de lag der Unterschied im September 2021 bei durchschnittlich 0,1614 Euro pro Liter. Dazu kommt die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf den Verkaufspreis, derzeit knapp 27 Cent bei Super E10 und rund 25 Cent bei Diesel.


Hinzu kommt seit Jahresbeginn der CO2-Preis – ohne Mehrwertsteuer 5 Cent bei Super E10 und gut 6 Cent bei Diesel. Der Rest teilt sich auf in den Preis für Rohöl und Kosten für die Weiterverarbeitung, Transport, Tankstellen sowie den Gewinn der Mineralölwirtschaft. Diese hat zuletzt aber betont, dass ihre Margen nicht gestiegen seien.


Laut einer Untersuchung von DIW Econ (eine Tochter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW) im Auftrag von Greenpeace müsste zum Erreichen der deutschen Klimaziele neben weiteren Maßnahmen der CO2-Preis massiv steigen. Dadurch könnte der Liter Benzin oder Diesel um bis zu 35 Cent teurer werden. Das Umweltbundesamt forderte anlässlich der Uno-Klimakonferenz in Glasgow, der CO2-Preis solle ab 2022 im Vergleich zur bisherigen Planung mindestens verdoppelt werden. Der Verkehrssektor sei der einzige Bereich in Deutschland, der seine Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 nicht gemindert habe. Im Gegenzug will das Bundesamt einen sozialen Ausgleich. Der ADAC kritisierte die Vorschläge.


Ohne zusätzlichen Preistreiber ist ein Benzinpreis von zwei Euro eher unwahrscheinlich. Bei einem konstanten Wechselkurs des Dollars müsste der Ölpreis dafür auf weit über 100 Dollar steigen, so ADAC-Experte Jürgen Albrecht. Die Ölproduzenten-Vereinigung Opec+ habe aber kaum Interesse an weiter steigenden Preisen. Zudem würde dies die Fördermethode Fracking attraktiver machen, was die Preise durch ein dann steigendes Angebot zusätzlich bremsen würde.


Dass an einzelnen Tankstellen zu gewissen Zeiten zwei Euro oder mehr pro Liter Super verlangt werden, ist aber nicht ausgeschlossen. Zum einen gibt es noch einige andere, in der Regel teurere Sorten wie Super Plus oder Premiumkraftstoffe wie Aral Ultimate oder Shell V-Power. Zum anderen schwanken die Spritpreise je nach Uhrzeit, Region und Tankstelle teils deutlich. Sicher ist: Die Politik will den Verbrennungsmotor aus Klimaschutzgründen nach und nach unattraktiv machen. Und die Elektromobilität gleichzeitig attraktiver – unter anderem mit der Innovationsprämie, der Umweltprämie und der Wallbox-Förderung.


Um beim Tanken das eigene Konto nicht zu sehr zu belasten, sollten Autofahrer zur richtigen Tageszeit an die Zapfsäule fahren. Am günstigsten tankt es sich typischerweise abends, am teuersten im morgendlichen Berufsverkehr.


Im Grenzgebiet von Polen und Tschechien lohnt sich möglicherweise die Fahrt ins Nachbarland. Und auf Reisen sollte man auf jeden Fall Autobahntankstellen meiden.

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